Super-Apps stellen die nächste Stufe der App-Entwicklung dar, indem sie eine Vielzahl digitaler Dienste – wie Messaging, mobiles Bezahlen, Shopping und Bankgeschäfte – unter einer einzigen Benutzeroberfläche bündeln. Während in Regionen wie Asien (WeChat) und Südamerika diese allumfassenden Anwendungen bereits etabliert sind und den digitalen Alltag der Nutzer vereinfachen haben große Konzerne wie Meta und X ebenfalls den Wunsch geäußert, solche Plattformen auf den deutschen Markt zu bringen,. Aus Sicht von Unternehmen bieten Super-Apps erhebliche Effizienzgewinne und neue Einnahmequellen, werfen jedoch in der europäischen Rechtslandschaft ernste Fragen im Hinblick auf Datenschutz und Compliance auf.
Datenaggregation und Hyper-Personalisierung
Das grundlegende Ziel der Anbieter ist es, Nutzern zu ermöglichen, ihr gesamtes digitales Leben auf einer Plattform zu führen, ohne zwischen verschiedenen Anwendungen wechseln zu müssen. Dieser strategische Ansatz ermöglicht die Aggregation zahlreicher Nutzerdaten über Präferenzen, Bedürfnisse, Reisegewohnheiten und Shoppingvorlieben. Durch diese Datenfülle erlangen die Plattformen ein tiefes „Herrschaftswissen“ über ihre Kundschaft. Dies wiederum erlaubt die Ausspielung hyper-personalisierter Werbung, welche in den meisten Fällen erfolgreicher seien als allgemeine Angebote. Super-Apps generieren Einnahmen aus diversen Kanälen, wie Transaktionsgebühren, Werbung und dem Marktplatz für Drittanbieter-Services, was ihr Geschäftsmodell robuster macht.
Zentrale Risiken: Datensicherheit und Monopolbildung
Die Bündelung des gesamten Spektrums an Funktionen in einer einzigen Applikation birgt signifikante Risiken für die Nutzer. Je mehr Dienste genutzt werden, desto mehr Informationen über den einzelnen Nutzer besitzt die Plattform, was zum „gläsernen Kunden“ führen kann. Im Falle eines Systemausfalls oder eines Cyberangriffs auf die Plattform wären die Konsequenzen aufgrund der zentralisierten, umfassenden personenbezogenen Daten potenziell katastrophal. Für Unternehmen entsteht zudem die Gefahr einer digitalen Abhängigkeit vom jeweiligen Anbieter. Ferner können Super-Apps eine Monopolstellung des Anbieters zur Folge haben, was negative Auswirkungen auf Innovation, Wettbewerb und Vielfalt des Markts nach sich ziehen könnte.
Regulatorische Hürden und europäische Skepsis
Die Einführung von Super-Apps auf dem europäischen Markt wird im Vergleich zu Asien oder Südamerika durch die Gesetzeslage deutlich erschwert. Insbesondere die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) stellt eine der weltweit strengsten Datenschutzvorschriften dar. Nach der DSGVO ist jede Verarbeitung personenbezogener Daten grundsätzlich verboten, es sei denn, es liegt eine wirksame Rechtsgrundlage oder eine explizite, informierte Einwilligung des Betroffenen vor. Die Logik, das Verhalten von Konsumenten in einem Bereich auf einen anderen Bereich innerhalb der App zu übertragen, ist mit diesen strikten Datenschutz-Richtlinien nur schwer zu vereinen.
Darüber hinaus führt die Gefahr einer marktbeherrschenden Stellung dazu, dass Plattformen, die zu viele Dienste bündeln, schnell ins Visier der Kartellbehörden oder der BaFin geraten. Zusätzlich sind europäische Verbraucher laut Umfragen traditionell skeptischer gegenüber der Zentralisierung von Diensten und der Datensammlung in einer einzigen Anwendung. Der TÜV SÜD sieht daher im Ergebnis kaum realistische Chancen für Super Apps in Europa.
Schlussfolgerungen für Unternehmen
Angesichts der massiven Risiken für Informationssicherheit, Compliance und Geschäftsgeheimnisse erfordert die Integration von Super-App-Ansätzen oder KI-gesteuerten Diensten („Custobots„) eine grundsätzliche Neubewertung des Risikomanagements. Unternehmen müssen die volle Verantwortung für den Schutz personenbezogener Daten und Geschäftsgeheimnisse tragen. Daher sind entsprechende rechtliche und technische Prüfungen, einschließlich Datenschutz-Folgenabschätzungen und die Etablierung klarer KI-Governance-Strukturen, unerlässlich. Es ist dringend notwendig, dem Prinzip der Datenminimierung und Privacy by Design zu folgen.
Fazit
Die Super-App bietet das faszinierende Versprechen eines erhöhten täglichen Komforts durch die Bündelung verschiedener Lebensbereiche. Gleichzeitig sind die damit verbundenen signifikanten Risiken, die sich aus der hohen Konzentration sensibler Nutzerdaten und den inhärenten Sicherheitslücken von KI-gesteuerten Agenten ergeben, nicht zu unterschätzen. Aufgrund der strengen regulatorischen Rahmenbedingungen in der EU, insbesondere durch die DSGVO und das Wettbewerbsrecht, ist davon auszugehen, dass Super-Apps in der asiatischen Intensität nicht zeitnah auf dem deutschen Markt erscheinen werden. Dennoch bietet der Trend zur Plattform App für Unternehmen Chancen. Durch den Aufbau eines App-Ökosystems, das auf Vertrauen, Datenhoheit und „Fairness by Design“ basiert, können Unternehmen sich strategisch positionieren.
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