Mit dem Inkrafttreten der Einwilligungsverwaltungsverordnung (EinwV) soll sich ein Paradigmenwechsel im Online-Tracking und in der Gestaltung von Einwilligungsprozessen durchsetzen. Während Cookie-Banner seit Jahren als Maßnahme zur Einhaltung der DSGVO gelten, hat sich ihre Praxis zunehmend von diesem Ziel entfernt. Anstelle transparenter Entscheidungsfreiheit erleben viele Nutzer Verwirrung, Frustration und letztlich ein reflexhaftes Wegklicken. Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) bestätigt diese Entwicklung. Deshalb hat die BfDI laut Mitteilung vom 04.11.2025 den ersten Cookie-Manager in Deutschland genehmigt.
Nutzererwartungen: Wunsch nach Kontrolle ohne Hürden
Nutzer wünschen sich mehr Kontrolle über ihre Daten. Das zeigt ein neues Ergebnis des Daten Barometers der BfDI. Hierbei handelt es sich um ein kürzlich eingeführtes Instrument der Datenschutzbeauftragten für Evidenz basierten Datenschutz. Dieses soll nun regelmäßig repräsentative Umfragen veröffentlichen, die die Einstellungen und Erwartungen der Bevölkerung zu Datenschutzthemen sichtbar machen.
Im Rahmen der ersten Umfrage wurde der Wissensstand über Cookies, die bevorzugte Einstellungen und das Verhältnis zu Einwilligungsverwaltung geprüft. Ganz allgemein kam hierbei heraus, dass nur rund ein Fünftel (22 %) der Befragten Datenschutz mit positiven Begriffen wie Sicherheit, Schutz oder Privatsphäre in Verbindung bringen.
Bezogen auf Cookies zeigen die Umfragedaten ebenfalls ein klares Bild: Die Mehrheit der Internetnutzer hat ein Bedürfnis nach Kontrolle über ihre Daten, fühlt sich jedoch durch bestehende Consent-Mechanismen kaum in die Lage versetzt, diese Kontrolle auszuüben. Nur ein Teil der Befragten (43 %) gebe an, überhaupt zu verstehen, was Cookies sind und zu welchem Zweck sie eingesetzt werden. Die Mehrheit (60 %) würden Cookies pauschal ablehnen, wenn die Ablehnung technisch oder gestalterisch mit einem einzigen Klick möglich ist.
Bewertung des Nutzerverhaltens
Dieses Verhalten lasse sich laut der Pressemitteilung der BfDI weder als generelle Ablehnung von datengetriebenen Diensten noch als bewusste Entscheidung gegen personalisierte Angebote interpretieren. Vielmehr handle es sich um ein Symptom einer überlasteten, entnervten Nutzerschaft, die sich in einem ausufernden Zustimmungsregime nicht zurechtfindet.
Diese „Zustimmungsmüdigkeit“ führt zu einer paradoxen Situation. Rechtlich sollen Cookie-Banner Transparenz schaffen und Entscheidungen informierter machen. Praktisch jedoch führen sie häufig zu unbewussten oder pauschalen Zustimmungen oder Ablehnungen.
Die neue Einwilligungsverwaltungsverordnung
Auf dieses Problem reagierte die Bundesregierung mit der Einwilligungsverwaltungsverordnung (EinwVO). Diese stützt sich auf § 26 Telekommunikation-Digitale-Dienste-Datenschutz-Gesetz (TDDDG). Der Gesetzesentwurf war erstmals Anfang September 2024 vorgestellt worden. Im Oktober hatte dann der Bundestag mehrheitlich für die Gesetzesinitiative gestimmt. Ende Dezember 2024 folgte die Billigung durch den Bundesrat. Die Verordnung gilt seit Frühjahr 2025.
Einwilligungsverwaltungsdienste als Lösung
Laut der BfDI können sich zwei Drittel der befragten vorstellen einen solchen unabhängigen Cookie-Manager zu verwenden. Nach der Verordnung soll dieser es Nutzern ermöglichen, ihre Cookie-Präferenzen über sogenannte Intermediäre zentral hinterlegen zu können. Ziel der Verordnung ist es, eine anwenderfreundliche Alternative zu den unzähligen Einzelentscheidungen pro Webseitenbesuch zu bieten. Eine erneute Annahme ist bei wiederholtem Webseitenbesuch dann nicht mehr erforderlich. Daneben sollen sie die Entscheidungen zentral verwalten, nachvollziehen und kontrollieren lassen. Eine Erinnerung an die getroffene Entscheidung darf frühestens nach einem Jahr erfolgen. Die Anerkennung eines solchen Einwilligungsmanagementdienstes obliegt der BfDI. Im Übrigen liegt die Umsetzung in der Verantwortung der Anbieter und ist insofern nicht bindend.
Consenter als erster anerkannter Dienst
Die Anerkennung von Consenter von Law & Innovation Technology GmbH am 17.10.2025 durch die BfDI ist damit ein erster formaler Schritt in die richtige Richtung. Die Berliner Firma hat diesen Dienst mit einem Team aus Experten entwickelt. Der Dienst soll ab Ende November der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Wirksamkeit von Consent-Managern zweifelhaft
Trotz der positiven Ansätze gibt es auch Bedenken, die etwa der Digitalverband Bitkom in einer Pressemitteilung hervorhebt und auf die Abhängigkeit von Intermediären hinweist. Aus Nutzersicht hatte der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) kritisch bewertet, dass bei einer Ablehnung Unternehmen stets erneut zur Einwilligung auffordern dürfen. Problematisch ist außerdem, dass die Verordnung nicht zwingend bindend ist.
Fazit
Die BfDI genehmigt den ersten Cookie-Manager und geht damit den ersten Schritt hin zu einem neuen Verhältnis zwischen Datenschutzanforderungen, Nutzererfahrung und unternehmerischen Interessen. Der Erfolg der Cookie-Einwilligungsmanager liegt nun insbesondere darin, inwiefern Nutzer diesen Dienst annehmen.








