BfDI: Technologie-Trends und Datenschutz

Während 5G vielerorts noch im Aufbau ist, richtet sich der Blick bereits auf 6G, eine Technologie, die weit über reine Kommunikation hinausgehen könnte. Für Stakeholder bedeutet das, dass die datenschutzrechtlichen Fragen von morgen schon heute entstehen. Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) stellt sich dieser Herausforderung laut einer Pressemitteilung vom 18.11.2025 im Rahmen eines breit angelegten „Technology Foresight“-Prozesses, in dem sie Technologie-Trends und ihren Datenschutz analysiert. Ziel ist es, technologische Entwicklungen nicht nur zu beobachten, sondern deren Auswirkungen auf die Privatsphäre frühzeitig zu verstehen und rechtzeitig in die Regulierungspraxis einzubeziehen.

Problem der verzögerten Regulierung

Die Beobachtung von Technologie-Trends und ihrem Datenschutz ist essenziell, weil technologische Entwicklungen regelmäßig deutlich schneller voranschreiten als eine gesetzliche Regulierung möglich ist. Ob beim rasanten Aufstieg generativer KI oder den diversen Facebook-Skandalen – der Gesetzgeber reagiert meist erst, wenn Risiken oder sogar Schäden längst entstanden sind. Eine vorausschauende Analyse künftiger Technologien ermöglicht es dagegen, Datenschutzanforderungen früh mitzudenken, Risiken antizipiert zu adressieren und „Datenschutz by Design“ tatsächlich von Beginn an umzusetzen. So können Aufsichtsbehörden, Unternehmen und Entwickler verhindern, dass neue digitale Anwendungen wiederholt rechtsfreie Grauzonen schaffen, in denen Grundrechte erst im Nachhinein geschützt werden.

Interdisziplinärer Blick in die Zukunft

Die BfDI verfolgt mit ihrer „Technology Foresight“ einen Prognosehorizont von fünf Jahren und setzt dabei auf einen iterativen Ansatz von fünf Schritten, der auf die Herausforderungen des Datenschutzes abzielt. Konkret beobachtet die BfDI hierbei schon früh Technologie-Trends, um deren datenschutzrechtliche Auswirkungen bewerten zu können. Das Vorgehen werde laut der Pressemitteilung der BfDI jährlich aktualisiert, um technische Trends kontinuierlich zu bewerten.

Workshop der BfDI

Entscheidend sei dabei auch der Austausch mit Experten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. In einem Workshop am 11. und 12. November 2025 sei dieser Dialog vertieft worden. Rund 30 Teilnehmende hätten im Berliner Büro der BfDI über Chancen und Risiken von Innovationen, die mittelfristig zum Einsatz kommen werden, diskutiert. Damit schafft die Behörde einen strukturierten Rahmen, um unterschiedlichste Perspektiven frühzeitig einzubinden.

Datenschutzimplikationen von 6G

Im Mittelpunkt der diesjährigen Debatte standen die technologischen Veränderungen, die mit 6G einhergehen könnten. Anders als frühere Mobilfunkgenerationen verbindet 6G klassische Kommunikationsfunktionen mit hochauflösender Sensortechnologie. Geräte werden nicht nur Daten senden und empfangen, sondern zugleich ihre Umgebung erfassen können. Damit entstehen völlig neue Anwendungsfelder, etwa in der Verkehrslenkung.

Für den Datenschutz könnte das eine Zäsur bedeuten. Wenn Mobilfunknetze künftig in der Lage sind, Umgebungsdaten, Bewegungsmuster oder sogar biometrische Informationen zu erkennen, steigt sowohl der Umfang als auch die Sensibilität der verarbeiteten Daten. Die zentrale Frage laute daher: Wie kann die nächste Mobilfunkgeneration gestaltet werden, ohne dabei Grundrechte zu gefährden? Genau hier setzt die frühe Auseinandersetzung der BfDI an.

Regulatorische Vorausschau als Grundlage für „Privacy by Design“

Die Arbeit der BfDI dient nicht allein der Risikoanalyse, sondern soll Unternehmen und Verwaltung befähigen, Datenschutz bereits im Entwicklungsprozess mitzudenken. Art. 25 DSGVO verpflichtet zu „Data Protection by Design und by Default“. Das ist bei einer Technologie wie 6G nur realistisch, wenn sich Verantwortliche frühzeitig mit ihren potenziellen Auswirkungen auseinandersetzen. Die BfDI will durch prognostische Ansätze Orientierung bieten und eine Brücke zwischen Technikentwicklung und Regulierung schlagen. Auch Regulatory Foresight, also die vorausschauende Entwicklung regulatorischer Leitplanken, spiele dabei eine zentrale Rolle. Neben der technischen Perspektive betrachte die BfDI auch breitere strategische Entwicklungen.

Fazit

Der Foresight-Ansatz der BfDI zu Technologie-Trends und Datenschutz zeigt, wie wichtig es ist, Datenschutz nicht erst dann zu adressieren, wenn eine Technologie marktreif ist. Für Unternehmen bedeutet die aktuelle Arbeit der Behörde eine Chance, sich frühzeitig auf die Anforderungen von morgen vorzubereiten. 6G wird zum Beispiel neue datenschutzrechtliche Herausforderungen mit sich bringen, die deutlich über bisherige Mobilfunktechnologien hinausgehen. Gleichzeitig eröffnet die frühe wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Auseinandersetzung die Möglichkeit, die nächste Generation des Mobilfunks so zu gestalten, dass Innovation und Grundrechtsschutz nicht gegeneinander ausgespielt werden.